Makro-Aufnahmetechnik

Da ich mehrfach danach gefragt wurde, mit welcher Technik meine Makro-Aufnahmen entstanden sind, hier eine kurze Beschreibung:

Ich arbeite seit einigen Jahren für Makroaufnahmen (nach anderen Geräten wie Novoflex Makro-Set) mit folgender Ausstattung von Metz:

   2   Blitze 30TTL1 mit Adapter SCA 305K (ca. 1m Kabel)
   1   Multiconnector SCA 305A
   1   Kameraadapter SCA 312/2 AF (je nach Kamera)
   2   Verlängerungskabel 5m

Dazu habe ich mir eine 40cm lange Schiene aus Alu-L-Profil 30x20mm gebastelt. Links ist auf einem Winkelhandgriff mit Blitzneiger der erste Blitz, der also ein ganzes Stück über dem Objektiv sitzt. Er bildet das Hauptlicht. Rechts sitzt auf einem Mini-Kugelkopf der zweite Blitz wenig über Objektivhöhe. Er ist mit einem Stück dünnem weißen Plastik gedämpft und hellt auf. Ach ja, und in der Mitte ist die Kamera ;-) mit einem 1:2,8/90mm Makroobjektiv von Sigma. Das sieht dann so aus:

Makro-Aufbau

Damit hat man eine kompakte Einheit, mit der man noch gut rumlaufen und aus der Hand fotografieren kann (wenn einen die entgeisterten Blicke der Passanten nicht stören :-). Hierfür sind die Verlängerungskabel (leider ziemlich teuer) noch nicht nötig.

Die Belichtung erfolgt automatisch - bei meiner EOS 620 Einstellung M, 1/250s, Blende meist 16 oder 22. Damit wird auch der Hintergrund automatisch schwarz, selbst bei Sonne, wenn nicht direkt hinter dem Objekt etwas ist, was auch angeblitzt wird.

Vorteile der ganzen Einrichtung:

  • durch das relativ schräg einfallende Licht gute Zeichnung
  • keine Probleme mit Belichtung, höchstens bei sehr hellen oder dunklen Objekten kann man etwas korrigieren
  • handlich und portabel
  • bezahlbar
  • im Gegensatz zu einem Ringblitz auch für etwas größere Objekte geeignet.
Zuhause werden die Blitze meist ganz von der Kamera getrennt und auf zwei kleine Tischstative montiert. Anschluß über die beiden Verlängerungskabel. Damit kann man dann nach Herzenslust auch mit Streiflicht und Gegenlicht experimentieren. Dabei entstehen zwar etwas mehr Fehlbelichtungen, aber man erhält auch Bilder, die sich von 'normal' geblitzten positiv abheben.

Am Anfang sollte man sich Skizzen der Blitzanordnungen machen, damit man die Ergebnisse besser beurteilen kann. Mit etwas Übung liefert diese Methode zuverlässig gute Bilder und man hat sehr wenig Ausschuß.

Die Gallerien 1 und 2 sind auf Kodachrome 25 aufgenommen und als Photo-CD gescannt. Die neueren Gallerien sind meist auf Agfachrome RSX 50 aufgenommen und mit einem Nikon LS-30 gescannt.

Und so funktioniert 3D-Makro-Fotografie.

 


Zu den Problemen bei der Beleuchtung von Makroaufnahmen noch ein Posting in der Newsgroup de.rec.fotografie:

> Ich bin nicht der Meinung von Wolfgang. Nach meiner
> Erfahrung ist das beste Licht für Makroaufnahmen die
> Sonne. Je nach Farbvorliebe und Motiv am Nachmittag
> oder Abend. Und die Beispiele dafür liefert er selber:
> die fotografierten Blüten sind nach meiner Meinung
> "totgeblitzt". Keine Schatten, sehr kühl in der
> Farbgebung.

Kühle Farbgebung? Das könnte am Monitor liegen, bei mir sieht das nicht so aus. Kannst Du mal eine Beispiel-URL nennen?

Allgemein hängt die Makro-Beleuchtungstechnik davon ab, welche Anforderungen man an seine Dias stellt. Ich will

  1. einwandfreie Farbflächen ohne Korn
  2. einwandfreie Schärfe
  3. interessante Beleuchtung
  4. natürlicher Hintergrund
  5. Projektion ohne Kompromisse
  6. Abzüge 30x40
und das bis zum Maßstab 1:1.

Über die Jahre habe ich gelernt, daß man nicht alles haben kann und sich entscheiden muß, worauf man besonders Wert legt. Ein paar der Probleme:

Bedingung 1 erfordert einen niedrigempfindlichen Film (ich verwende Kodachrome 25 und Agfachrom 50RSX, höher empfindliche Filme zeigen in monochromen Flächen sofort deutliches Korn). Dadurch wird aber leider die Belichtungszeit recht lang. Weiter erfordert der eh sehr geringe Tiefenschärfe-Bereich abblenden auf ca. Blende 16. Also noch längere Belichtungszeit.

Je mehr sich der Abbildungsmaßstab 1:1 nähert, desto mehr Licht geht durch den Auszug verloren. Also noch längere Belichtungszeit. Man ist sehr schnell im Bereich 1/10s und länger.

Also braucht man ein Stativ. Hab ich verwendet, und trotzdem war die Schärfe nicht gut. Also ein sehr stabiles Benbo gekauft. Auch nicht viel besser. Hm.

Des Rätsels Lösung habe ich in einem Artikel gefunden: es war eine Verwacklung durch den Spiegelschlag. Leider hat meine EOS 620 keine Vorauslösung. Das Problem läßt sich durch Belichtungszeiten > 1s ganz gut mildern (weil sich das minimale Wackeln schnell legt).

Jetzt waren zwar die Kakteenkörper endlich scharf, dafür die Blütenblätter deutlich unscharf. Eigentlich klar: es gibt praktisch keine Windstille. Besonders wenn die Sonne scheint, herrscht durch die Wärme immer eine Luftbewegung, und die reicht aus, um die Spitzen der Blütenblätter in Bewegung zu halten. Und nicht zu vergessen: mit dieser Stativ-Orgie ist man bei bewegten Objekten wie Tieren eh außen vor.

Meine Anmerkungen beziehen sich auf einen Abbildungsmaßstab in der Gegend von 1:3 bis 1:1. In diesem Bereich bin ich mit meiner Zwei-Blitz-Freihand-Methode recht zufrieden. Den Punkt 5 oben muß ich dabei allerdings abschreiben (Versuche, mit weiteren Blitzen einen natürlich wirkenden Hintergrund zu erhalten, waren nicht sehr überzeugend). Nebenbei: woher bekommt man in D einen natürlichen Hintergrund für Kakteen? Mir ist da ein ehrliches Schwarz lieber als die getürkten 'natürlichen Hintergründe', die man in der "Kakteen und andere Sukkulenten" oft sieht.

Übrigens geben die Scans auf meiner HP die Qualität der Dias natürlich bei weitem nicht wieder. In voller Leinwandbreite kommt das erst so richtig zur Geltung :-)

Ich gebe Dir insofern Recht, daß ich Makroaufnahmen mit guter Schärfe UND natürlichem Licht auch toll finde. Aus langer Erfahrung weiß ich aber, wie selten einem sowas gelingt.

Deswegen möchte ich einem Anfänger auch nicht empfehlen,. sich ohne Blitz an bewegte Objekte zu wagen - jedenfalls nicht, wenn er in den Bereich 1:1 vordringen will.


Und noch die Antwort auf eine öfter gestellte Frage:

> Ich würde sehr gerne erfahren, wie Sie die Makroaufnahmen
> mit schwarzem Hintergrund gemacht haben. Ist das ein
> Blitz-Trick, oder haben Sie einen Raum abgedunkelt?

Weder noch :-) Das ist einfach eine optische Gesetzmäßigkeit: die beiden Blitze (LZ 30) sind auf die kurze Entfernung bei 1/250s und Bl.16 viel stärker als die Sonne. Da die Lichtintensität der Blitze mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, ist die Intensität sehr schnell zu gering, um zu stören.

Es darf lediglich in etwa 1-2m Abstand nichts hinter den Kakteen sein, was angeblitzt wird und reflektiert. Lediglich bei Metallteilen kann die Sonne eventuell so helle Reflexe erzeugen, daß das stört. Im Zweifelsfall hilft dann ein Stück schwarzer matter Stoff oder Filz.


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